Freitag, 5. April 2013

Der Antrag









Ich rang meine Schüchternheit nieder und trat ins Kabinett General Graf von Ortenburgs Der General saß am Tisch und bemalte Zinnsoldaten.
- Womit kann ich dienen, mein Lieber? – fragte er mich freundlich, zu einem Sessel hinübernickend.



 - Ich komme in einer Angelegenheit zu Ihnen, Exzellenz, - sagte ich, indem ich mich setzte und, ich weiß nicht weshalb, den Rock zuknöpfte. – Ich komme in einer Angelegenheit zu ihnen, die privaten Charakter besitzt, keinen dienstlichen. Ich bin gekommen, um Sie um die Hand Ihrer Nichte Frederice zu bitten.


 Langsam wandte mir der General sein Gesicht zu , blickte mich aufmerksam an und ließ seinen Pinsel zu Boden fallen ohne sich weiter darum zu kümmern.   






Er bewegte lange die Lippen, ehe er sagte: - Sie ... ich meine... Sie sind wohl übergeschnappt, oder was? sind Sie übergeschnappt, frage ich Sie. Sie ... erdreisten sich? – zischte er, purpurrot angelaufen.  – Sie erdreisten sich, Sie Lümmel, Sie Milchbart? ! Sie erdreisten sich zu scherzen, mein Herr! ...


 

Und mit dem Fuß aufstampfend, schrie der General so laut, daß sogar die Fensterscheiben klirrten.  - Stehen Sie auf! Sie vergessen, mit wem Sie sprechen! Belieben Sie sich hinauszuscheren und mir nicht mehr unter die Augen zu treten! Belieben Sie zu gehen! Raus!




 
 

-  Aber ich will heiraten, Exzellenz! – Sie können heiraten, wo Sie wollen, aber nicht bei mir! Sie sind noch nicht erwachsen genug für meine Nichte, mein Herr! Sie sind für sie keine Partie! Werder Ihr Vermögen noch Ihre Stellung in der Gesellschaft gibt Ihnen das Recht, mir einen solchen ... Antrag zu machen! Das ist eine Dreistigkeit Ihrerseits! Ich vergebe Ihnen, Sie Lümmel, und bitte Sie, mich nicht länger zu belästigen.
 
- Hm... So haben Sie schon fünf Anwärter hinauscomplimentiert. Aber den sechsten werden sie so nicht hinauscomplementieren. Ich kenne nämlich den Grund dieser Absagen.  Sehen Sie, Euer Exzellenz ... Ich gebe Ihnen das Ehrenwort eines Edelmannes, daß ich, wenn ich Frederice  geheiratet habe, von Ihnen keinen Taler des Geldes zurückverlangen werde, das Sie als Frederices Vormund veruntreut haben. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.

 


- Wiederholen Sie, was Sie gesagt haben! – sagte der General mit unnatürlich knatternder Stimme, auf mich zustürzend wie ein gereizter Ganter. – Wiederhole es, Halunke!







Ich wiederholte es. Der General lief purpurrot an und rannte auf und ab. – Das hat noch gefehlt! – klirrte er los, auf und ab rennend, die Fäuste erhoben. – Das hat noch gefehlt, daß mir meine Untergebenen schreckliche, untilgbare Beleidigungen zufügen, und das im eigenen Hause! Mein Gott, so weit habe ich es gebracht! Mir ... ist schlecht!









- Aber ich versichere sie, Euer Exzellenz! Ich werde nicht nur nichts zurückverlangen, sondern werde auch mit keinem Wort darauf anspielen, dass Sie Frederices Geld aus Charakterschwäche veruntreut haben! Und auch Frederice werde ich befehlen zu schweigen! Ehrenwort! Warum ereifern Sie sich, Sie schlagen noch die Kommode kaputt! Ich werde Sie nicht verklagen!